„Der
Gedanke, dass Persönlichkeitsprofile Trump zum Wahlsieg verholfen haben
könnten, ist beängstigend. Doch Wahl- und Kaufentscheide treffen wir immer noch
als mündige Bürger.“
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Er hatte im Wahlkampf für jeden die
passende Botschaft: Der künftige Präsident Donald Trump steigt in Michigan in
sein Flugzeug ein. (9. Dezember 2016) Bild:
Andrew Harnik/KeystoneEr hatte im Wahlkampf für jeden die
passende Botschaft: Der künftige Präsident Donald Trump steigt in Michigan in
sein Flugzeug ein. (9. Dezember 2016) Bild:
Andrew Harnik/Keystone
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In der letzten Vorlesung von Herrn Bruno Bucher durften wir über Big Data und den richtigen Umgang damit erfahren. In
diesem Blogbeitrag möchten wir zuerst aufzeigen, wie man Big Data nutzen kann
und anschliessend anhand des Artikels „Was hinter der Angst vor Big Data steckt“ die
Kehrseite der Medaille von Big Data ansprechen.
Illustriert am Blog(Big Data im Marketing) von Herrn Bucher
zeigt eine Grafik auf, dass von jedem ausgegebenen Franken in Werbung nur noch
33 Rappen dafür sorgen, dass die Konsumenten zum Zeitpunkt der Promotion auch
kaufen, während 67 Rappen wirkungslos verloren gehen. Nun stellt sich die
Frage, weshalb diese 67 Rappen überhaupt noch ausgegeben werden müssen?
Der korrekte Umgang mit Big Data kann hier Abhilfe
schaffen. Wie im Blog von Herrn Bucher ausführlich erklärt, geht es darum, dass viele Unternehmen Daten
nicht richtig analysieren oder anders ausgedrückt ineffizient nutzen. So geht viel Geld
verloren, welches besser genutzt werden können. Die detaillierte Erklärung
finden Sie im Blog von Herrn Bucher.
Kehrseite von Big Data - kann man Big
Data auch missbrauchen?
Folgender Bericht des Tagesanzeigers lässt eine äusserst interessante These bezogen auf Big Data
zu.
Nach den Wahlen in den USA ergab sich
der Verdacht, Donald Trump könnte mithilfe von Datenanalyse-Firmen an die Macht
gekommen sein. Und zwar hätten diese bereits im Vorfeld der Wahlen, Daten von
allerlei Menschen gesammelt und diesen ein psychologisches Profil zugeordnet. Insbesondere wurden die unentschlossenen Wähler mit gezielten
Inhalten abgestimmt auf ihre Präferenzen und Neigungen bombardiert. In der Tat hat Donald Trump auch in den sogenannten
Swing-States wie beispielsweise Florida oder im Roost-Belt (Michigan, Ohia
etc.) dann auch gewonnen, wo es viele unentschlossene Wähler gab. Diese
Methoden stammen aus der digitalen Werbewirtschaft, man spricht von Mikro- und Psycho-Targeting.
An dieser Stelle stellt sich die
ethische Frage: Ist es fair, Präferenzen und Neigungen von Menschen zu sammeln
und diese für den positiven Ausgang seiner Wahl einzusetzen? Eines ist nun
klar, Trump ist ein intelligenter und brillanter Taktiker, wie es scheint.
Alle Wahlkampagnen setzten raffinierte
Mittel ein.
Der demokratische Wettstreit setzte
sich schon immer aus: Die Wähler der Gegenseite nicht als von falschen
Meinungen überzeugt, sondern als Opfer demagogischer Techniken dazustellen, von
der Rhetorik bis zur Bestechung, zusammen.
Mit dem Aufkommen von professioneller
Produktewerbung und politischer Massenpsychologie im 19. und 20. Jahrhundert
hat das Misstrauen andere Dimensionen angenommen. Im Jahre 1957 hat der
amerikanische Wissenschaftler Vance Packard ein Buch mit dem Titel „Die
geheimen Verführer“ („The Hidden Persuaders“) geschrieben, welches die Tricks
der Werbeindustrie auflöste. Es ging schon damals um „den Griff nach dem
Unbewussten in jedermann“.
Es scheint so, als hätte die Politik
der Werbeindustrie abgeschaut. Auch in der Schweiz arbeitet beispielsweise die
SVP mit raffinierten Mittel, das Volk immer wieder von ihrem Vorhaben zu
überzeugen. Wie die aktuelle Geschichte der Schweiz aufzeigt, hatte sie auch
immer wieder Erfolg damit (Annahme Ausschaffungsinitiative, Annahme
Masseneinwanderungsinitiative usw.).
Hitler bezog sich auf die „Psychologie
der Massen“
In seinem Buch „Mein Kampf“ bezog sich
Adolf Hitler auf die Psychologie der Massen des französischen Soziologen
Gustave Le Bon. Soziale Sorgen allein, waren nicht eine hinreichende Erklärung,
weshalb ein Volk dem totalitären Regime des faschistischen Diktators verfallen
konnte. Vielmehr gab es Erkenntnisse aus Werbung und Psychologie, welche mit
medialen Innovationen einhergingen.
Wie mit unserer Aufmerksamkeit
gehandelt wird.
Durch die Verbindung von Werbung und
Medien haben wir die heutige Situation der politischen Manipulation im
Internet. Dies beschreibt der amerikanische Jurist und Netztheoretiker Tim Wu
in seinem gerade erschienenen Buch „The Attention Merchants. The Epic Scramble
to Get Inside Our Heads“ – auf Deutsch, die Aufmerksamkeitshändler. Und zwar
vergleicht er das Geschäftsmodell der Medien seit dem 19. Jahrhundert bis
heute. Das Geschäftsmodell ist unverändert. Verändert durch die technologischen
Möglichkeiten haben sich aber, dass sich die Werbenden viel persönlicher zu
erkennen geben. Facebook & Co treiben dieses Geschäftsmodell auf die
Spitze. Somit wird jedem einzelne diese Botschaft zugesendet, welche er
aufgrund seines Netzverhaltens oder angelegten psychologischen Profils haben
möchte.
Algorithmen-Expertin Yvonne
Hofstetter, die vor den politischen Gefahren künstlicher Intelligenz warnt:
„Für die Demokratie, wie wir sie kennen, ist es das Ende, wenn die
Überlegenheit von Big-Data-Strategien den Ausgang von Wahlen bestimmt.
Keine Panik auf der Titanic
Michael Kosinski, Forscher für Psycho-Targeting,
sagt, dass die Methoden der automatischen Erhebung und Ausnutzung persönlicher
Profile, als solche gar keine grosse Zauberei seien. „The magic is in the
data“.
Was bedeutet dies? Die Empfänger der
selbst perfidesten Onlinewerbung und Fake News bleiben immer noch
selbstbestimmende Bürgerinnen und Bürger. Diese locken infolge ihes
Netzverhaltens ja diese Werbebotschaften an. Den Entscheid, wie damit umzugehen
ist, treffen sie aber immer noch selber. Das heisst nun nicht, dass
Radikalisierung und Internetgebrauch nicht zusammenhängen – aber Kosinski
glaubt deswegen auch nicht an die fremdbestimmte „Echokammer“ oder
„Filterblase“. „Sie wird von uns geschaffen, nicht allein von der Technologie“
Es stimmt, wir lieben es, Dinge anzuschauen, die unsere Sichtweise bestätigen.
Aber man ist immer einen Klick entfernt von völlig entgegengesetzten
Meinungsrichtungen“.
Fazit
Wenn nun Wahlentscheide sich immer weiter an
Kaufmöglichkeiten angleichen, stecken dahinter in der Tat politische Risiken.
Aber gerade die multioptionalen Bedingungen der pluralistischen Gesellschaft
könnten auch die Grenzen der politischen Manipulation sein. „Wir kaufen ja auch
sonst nicht alles, was uns Anzeigen bieten“.